• Mein Herz ist nicht aus Eis
    es ist ein zarter Schmetterling
    der überall landen kann
    mein Zuhause
    mein Hood
    dort, wo alles zusammen kommt
    ist die Tür weit offen
    gebe ich lächelnd einen Empfang
    doch!
    wer nicht prüft, was klopft
    lässt die Geister ein
    und wird sie nicht mehr los
    darum – sprich mir nach:
    mein Herz ist nicht aus Eis
    es ist ein zarter Schmetterling
    und Regen bringt ihn zum Fall.

    mein Herz

  • als ich heute Morgen in den vollbesetzten
    Zug steigen will, spür ich die Nacht hinter
    mir, heftig atmend und haltlos. hab ich was
    vergessen? frag ich sie schweigend. oder
    wie begründest du sonst, dass du mir in den
    Tag folgst? noch dazu im schönsten Samtkleid,
    dunkelblau. nachtschwarz. so weich gezeichnet
    als wäre es aus Puderpigment, mit einer
    sogartigenTiefe.
    die Nacht schweigt.
    im Zug setze ich mich zwischen stille Blicke
    und schweigende Lippen. meine, die Nacht
    wird schon gehen, zurück in meinen Traum,
    oder ist es umgekehrt?
    noch drängt der letzte Hauch von innen
    gegen meine Augenlider.
    und plötzlich weiss ich nicht mehr, ob Licht
    immer angebracht ist. weisst du, was dieser
    Traum in den Tag bringen wird? was, wenn es
    jene Ungeheuerlichkeiten sind,
    die besser unausgesprochen
    bleiben, im Schutz der Nacht.
    bewahrt und geborgen
    und versteckt.

    eine Botschaft der Nacht 

  • ich gehe den schatten nach
    den leisen krieg im ohr
    der meine nächte unerträglich macht
    den schmerz des kindes im bett
    an den fussohlen harte haut
    an den flanken klebt noch lob
    vom letzten lover
    am rückgrat hauchfein die zärtliche spur von
    fingerkuppen, hinterlegt und eingebrannt
    gespeicherter vorrat an zärtlichkeit
    und unerträglichem glück.

    krieg und frieden

  • Am Morgen der Himmel blau
    von diesem blassen Sommerblau
    noch blinzelt die Nacht obenauf
    ein zartes Augenzwinkern
    bevor sie gänzlich weicht
    ich vom Bus ausgespuckt da stehe
    in diesem fremden Geraniendorf
    mit puppenhäuserähnlichen Vorgärten
    die Blüten voller Tau
    schwer die Köpfe
    still die Zwischenräume
    still wie Frieden ist.

    oben Frieden

  • Die Kinder spielen
    ein endloses Spiel
    Schwalben schreien ihr
    Dasein in den Himmel
    das Flimmern der Hitze
    über dem Asphalt
    weit hinten ein Dunkelgrau
    durchzogen
    mit einem Hauch Grüngelb
    eine näherkommende Wand
    geladen mit Jonen und Äonen
    denen nicht zu entkommen ist.

    les jeux sont faites

  • Es gibt tiefe Verletzungen
    die dich lotsen können
    zu sichtbaren Narben werden
    die schöner sind
    als jedes Gemälde,
    eine Landkarte,
    eine Topographie,
    die in blinden Zeiten
    ein Kompass ist: 
    wenn du mit dem Finger
    im Dunkeln darüber gleitest  
    zum Beispiel
    deine Haut empfindsam zuckt
    das vernarbte Gewebe reagiert
    du ihm trotzdem zärtlich folgst
    und erlebst, dass es dich
    durch den täglichen Wahnsinn
    führt, als verlässliche Spur
    die weiss, wer du wirklich bist.

    die verlässliche Spur